Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe – gynécologie suisse (SGGG) – stellt mit EGONE ein interaktives E-Learning Portal für die ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung im Fachbereich Frauenheilkunde und Neonatologie zur Verfügung. Hinter den Kulissen arbeiten viele Fachautorinnen und -autoren, die den Inhalt laufend prüfen und überarbeiten. Um diese grossartige Arbeit zu würdigen und junge Fachleute zur Mitarbeit zu motivieren, wurde auch dieses Jahr der EGONE Preis verliehen.

EGONE Preis 2025
Um diese grossartige Arbeit zu würdigen und Fachleute zur Mitarbeit zu motivieren, wird jedes Jahr (seit 2024) der EGONE Preis verliehen. Der Preisträger wird von den EGONE Chief Editors ausgewählt und der Preis wird am Gesellschaftsabend des SGGG- Jahreskongresses übergeben.
Dr. med. Roger Rytz, Präsident EGONE Fachrat überreichte den Preis im Rahmen des SGGG-Gesellschaftsabends ans Autorenteam des Skriptes G02B "Belastungsinkontinenz und überaktive Blase: Diagnostik":
- Ärztliche Leitung Blasenzentrum der Frau AG Frauenfeld und operativ tätig in der Klinik Seeschau, der Privatklinik Lindberg und bei der Hirslanden Gruppe
- Dr. sc. nat. Marianne Gamper, Wissenschaftliche Leitung, Blasenzentrum der Frau AG
Der EGONE Preis besteht aus einer Einladung zum Gesellschaftsabend des SGGG Jahreskongresses, Urkunden und einem Geldbetrag. Der diesjährige EGONE Preis wurde mit der grosszügigen Unterstützung von Max Zeller Söhne AG ermöglicht. "Wir waren sehr überrascht, dass wir als Autoren-Team in die engere Auswahl gekommen sind, und noch mehr, dass wir den EGONE-Preis gewonnen haben. Wir freuen uns sehr und möchten uns ganz herzlich bedanken", Preisträger des diesjährigen EGONE Preis Prof. Dr. med. Volker Viereck und Dr. sc. nat. Marianne Gamper. Prof. Viereck: "Als Co-Autor der 2016-Version des Kapitels G02B «Belastungsinkontinenz und überaktive Blase: Diagnostik» war ich sehr gerne bereit, bei deren Aktualisierung mitzuarbeiten. In der Urogynäkologie hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Ausbildung und Lehre sind mir sehr wichtig. Ich begrüsse die Verleihung eines EGONE-Preises. Er ist ein Ansporn für Fachpersonen, sich Zeit für die korrekte Wissensvermittlung zu nehmen." Dr. Gamper: "EGONE ist eine fantastische online Plattform der SGGG für die gynäkologische Ausbildung in der Schweiz und in Deutschland, sowohl als Grundlage für Studierende als auch zur Weiterbildung zum Facharzt. Der Gewinn des EGONE Preises ist eine grosse Ehre. Es zeigt mir, dass sorgfältige und gut recherchierte Arbeit auch heute noch geschätzt wird."
Zusammenfassung Skript G02B "Belastungsinkontinenz und überaktive Blase: Diagnostik"
Inkontinenz kann die Lebensqualität der Patientinnen stark beeinträchtigen. Dies zu beurteilen und den Schweregrad zu diagnostizieren ist ein zentrales Thema in der Diagnostik. Um den Leidensdruck der Patientin möglichst gut zu dokumentieren und im Kontext zu erfassen, werden neben dem ausführlichen ärztlichen Gespräch zur Anamnese auch validierte Fragebögen (z. B. KHQ, ICIQ-UI SF, UDI-6, IIQ-7) eingesetzt. Ein wichtiger Bestandteil der Basisdiagnostik ist der Miktionskalender, mit dem Trinkmenge, Miktionsmenge sowie Drang- und Inkontinenzepisoden festgehalten werden. Diese objektiven Daten helfen, das Ausmass der Beschwerden einzuschätzen und die Therapie zu planen. Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung wird geprüft, ob eine Genitalatrophie oder Senkungszustände vorliegen und wie die Funktion der Beckenbodenmuskulatur ist. Bei der morphologischen Diagnostik (Pelvic-Floor-Sonographie und Urethrozystoskopie) werden die Anatomie von Harnblase, Urethra, Vagina und Rektum dargestellt - sowohl in Ruhe, als auch unter Belastung bei Husten, Pressen und bei Beckenbodenkontraktion. Die urodynamische Funktionsdiagnostik (Urethronometrie, Zystometrie, Uroflowmetrie) erfasst die Verschlussfunktion der Harnröhre (in Ruhe und unter Belastung), den Druckverlauf, sowie Parameter zur Charakterisierung des Urinflusses. Die Basisdiagnostik – bestehend aus Anamnese, gynäkologischer Untersuchung und Restharnbestimmung mittels Pelvic-Floor-Sonographie – ist für die Einleitung einer konservativen Therapie in der Regel ausreichend. Bei ausbleibendem Therapieerfolg, wenn eine operative Therapie geplant ist oder bei einer Rezidiv-Belastungsinkontinenz sollte eine umfassende Diagnostik – unter Einschluss urodynamischer Abklärung – erfolgen. Mit der urodynamischen Funktionsdiagnostik soll gezielt abgeklärt werden, ob eine operationsbedürftige Belastungsinkontinenz vorliegt oder ob die Beschwerden durch eine überaktive Blase verursacht werden. Letztere wird primär medikamentös behandelt. Eine überaktive Blase führt bei starkem bzw. plötzlichem Harndrang zur Inkontinenz, während körperliche Belastung auf eine Blasenverschlussschwäche (-insuffizienz) hinweist. Mischformen beider Varianten sind häufig.
Im Rahmen der Differentialdiagnose sind folgende Ursachen abzugrenzen:
- Hirnleistungsstörungen mit Kontrollverlust des Miktionszentrums im Hirnstamm
- Symptomatische Inkontinenz als Folge von z. B. Blasenerkrankungen oder ausgeprägter Östrogenmangel (wichtig in Postmenopause)
- Fistel (“via falsa”)
- Psychogene Komponente
Das Skript ist für alle EGONE-Benutzer im passwortgeschützten Bereich verfügbar (auf Deutsch und Englisch).