Kokain ist so weiss wie Schnee und seine Kristalle verleihen ihm dasselbe Glitzern. Von der unscheinbaren, immergrünen Koka-Pflanze (Erythroxylum coca) bis zum Medikament oder dem teuer gehandelten Suchtmittel ist es ein langer und gefährlicher Weg. Bereits im 18. Jahrhundert kam die Pflanze von Südamerika nach Europa. In ihren Herkunftsländern werden die Blätter als Tee getrunken oder zusammen mit einer Paste aus Asche und Zucker gekaut. Dadurch wird das Alkaloid Kokain in das nicht süchtig machende Alkaloid Ecgonin umgewandelt und hilft vor allem, der Höhenkrankheit vorzubeugen. Im 19. Jahrhundert wurde aus der Koka-Pflanze, der afrikanischen, koffeinhaltigen Kola-Nuss und Sodawasser die erste Coca-Cola hergestellt, welche 250 mg Kokain pro Liter enthielt (im Vergleich dazu besteht eine Linie aus ca. 20 mg. Aufgrund der Sucht-erzeugenden Wirkung musste die Rezeptur umgestellt werden. Kolumbien ist weltweit der grösste Kokainproduzent, obwohl der Anbau von Koka-Pflanzen, ausser für einige wenige indigene Gruppen, illegal ist. Es herrscht ein regelrechter Krieg um die Plantagen, die den einen Milliarden, den anderen nur Leid und Tod einbringen. Aus den getrockneten Koka-Blättern wird Kokain extrahiert, welches in verschiedenen Schritten in das Endprodukt Kokainhydrochlorid überführt wird. Die Synthese von Kokain kann auch aufwändiger, z. B. aus Atropin, erfolgen. Die Substanz und die Blätter fallen in der Schweiz unter das Betäubungsmittelgesetz. Da die Wirkung von Kokain den Amphetaminen ähnlich ist, wird es als Suchtmittel illegal konsumiert und meistens über die Nasenschleimhäute aufgenommen. Injektionen sind selten. Oral eingenommen wird es hydrolysiert und ist dadurch weniger wirksam. Crack entsteht, wenn es zusammen mit Natriumbikarbonat erhitzt wird; die so entstandene Base wird dann inhaliert. Wachheit und Euphorie dominieren den “Trip”, grössere Dosen führen zu Erschöpfung, eine Überdosierung kann tödlich sein. Krampfanfälle, Schlaflosigkeit und Halluzinationen sind nur einige der heftigen Nebenwirkungen. Am Ende droht ein Herzinfarkt. Als Medikament findet sich seine Anwendung in der Lokalanästhesie (z. B. Kokain-Augentropfen). Aufgrund der hohen Suchtgefahr wird es heutzutage kaum mehr angewendet und alternativ Lidocain verwendet. Im vergangenen Jahr stieg St. Gallen zum Spitzenreiter des Kokainkonsums auf und stiess Zürich vom unrühmlichen Thron. Einzig in Antwerpen wird europaweit und pro Kopf noch mehr von der Droge konsumiert.