Rückblick auf einen erfolgreichen Impf-Refresher in schwindelerregender Höhe

Alle Jahre wieder veranstaltete PharmaKey.ch von pnn ag das beliebte Impf-Refresher-Symposium. Im Hotel Astoria in Olten trafen sich an einem späten Donnerstagnachmittag im September 2022 interessierte Apotheker:innen zu einem wissenschaftlichen Intermezzo rund um das Thema Impfen. Die Teilnehmenden wurden in der Rooftop-Bar Sisième im obersten Stock des Hotels mit atemberaubendem Blick über die Dächer der Stadt empfangen. Hier bot sich bereits die erste Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen.

Shingrix, Tollwut & Co

Das Refresher-Symposium startete mit dem Vortrag “Update des Schweizerischen Impfplans 2022”. Dr. Svend Capol, Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), begann seinen Vortrag mit einer Repetition der wichtigsten allgemeinen Aspekte zum Impfvorgang wie z. B. dem Einhalten der Minimalabstände oder dass im Zweifel geimpft, anstatt der Titer bestimmt werden sollte. Ebenso wichtig war der Hinweis, das Impfgespräch für einen erweiterten Impfcheck zu nutzen. Eine Studie aus England zeigt, dass keine der untersuchten Personen, welche in der Kindheit angeblich eine Maserninfektion durchgemacht hatte, mit dem Virus auch wirklich infiziert war, so Dr. Capol. Ein grosser Fortschritt wurde in der Bekämpfung von Herpes Zoster mit Einführung des Totimpfstoffs Shingrix hinsichtlich Erfolgsrate und Wirkdauer erzielt. Seit diesem Jahr gibt es die Kostenübernahme seitens der obligatorischen Krankenversicherung. Er ist für gesunde Personen ab 65 Jahren sowie bei Immundefizienten ab 50 Jahren und bei schwer Immundefizienten bereits ab 18 Jahren empfohlen. Die eklatante Morbidität bei der Gürtelrose gegenüber der eher geringen Mortalität ist zentral, können doch postherpetische Neuralgien mit extremen Schmerzen auftreten oder Ausschläge im Bereich der Augen zur Erblindung führen. Im Impfplan 2022 neu aufgeführt ist die überarbeitete Empfehlung für die Prä- und Postexpositionsprophylaxe von Tollwut, eine 100 % tödliche Krankheit, wenn unbehandelt. In der Schweiz ist die terrestrische Tollwut ausser bei Fledermäusen in Höhlen zwar ausgerottet, in Asien und Afrika ist das Risiko gemäss WHO insbesondere wegen infizierter Hunde nach wie vor sehr hoch. Nach weiteren wissenswerten Ausführungen zu verschiedenen Krankheiten und deren Impfungen folgte der Workshop «Validieren von Impfbüchlein». Dr. Capol präsentierte v. a. ausländische Impfausweise. Dabei stellt sich neben der Lesbarkeit oft die Frage, ob sie nur unvollständig ausgefüllt seien oder ob die Grundimmunisierung teilweise wirklich fehle. Gemäss den in der Schweiz praktizierten Leitsätzen «nicht dokumentiert hat nicht stattgefunden» oder «lieber einmal zuviel als zuwenig geimpft» kann die Situation für ein aufklärendes Gespräche und allfällige Nachhol-, Auffrisch-, oder Zusatzimfpungen zum Schutz des Kunden, aber auch der Allgemeinheit genutzt werden.

Ein Gaumenschmaus für die Denkpause

Nach diesen spannenden Themen begaben sich die Teilnehmenden zur «Kopflüftete» in die Rooftop-Bar, in welcher vorzügliche Häppchen und verschiedene Kreationen von Fruchtdrinks in schönster Rundumsicht warteten. Dabei bot sich die Gelegenheit, sich mit den Ausstellern Mylan Pharma AG und ebi-pharm ag zu unterhalten und angeregte Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen zu führen.

Der Covid-19-Impfung auf den Zahn gefühlt

Gut erholt und reichlich gestärkt ging es in die finale Runde mit Frau Dr. Esther Künzli, stellvertretende Chefärztin am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut, zum Thema COVID-Impfungen. Eindrücklich schilderte sie Zahlen und Fakten zum allgemeinen Verständnis der Pandemie. Mittlerweile werden z. B. über 100 potentielle Impfstoffe weltweit in klinischen Studien untersucht, bei den meisten handelt es sich um Proteinimpfstoffe. Weiter ging es mit den neuen Impfempfehlungen zur COVID-19-Auffrischimpfung, welche per 10.Oktober 2022 vom Bundesamt für Gesundheit angepasst werden. Dr. Künzli widmete sich auch ausführlich dem Schutz gegen Omicron, der sich für den Janssen-Impfstoff in Studien als sehr gering herausstellte. Die Antikörper-Titer waren bei diesem Impfstoff bis zu 30-fach tiefer als bei mRNA-Impfstoffen. Reisenden wird empfohlen, zeitnah die einschlägigen Webseiten des jeweiligen Landes zu konsultieren, um kurzfristige Änderungen der Bestimmung nicht zu verpassen. Problematisch wird es bei Forderungen nach «fully vaccinated», da dieser Terminus oft nicht näher erklärt wird. Allgemein kann gesagt werden, dass die COVID-19-Impfung weder einen Einfluss auf die Fertilität, noch auf den Menstruationszyklus gezeigt hat. Das Risiko für eine Totgeburt war kleiner, wenn in der Schwangerschaft geimpft wurde, als bei einer Schwangerschaft ohne COVID-19-Schutz. Dieser Umstand ist natürlich nicht ohne Vorbehalte auf die COVID-19-Impfung zurückzuführen, sondern wirft die Vermutung auf, dass Schwangere, welche sich impfen lassen, wahrscheinlich in einem protektiveren Umfeld leben. Zu guter Letzt wurden noch die Schemata für die Grundimmunisierung, respektive für die Auffrischimpfungen der verschiedenen, in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe und deren Austauschbarkeit erklärt. Da die Angaben hierzu recht komplex sind, empfiehlt es sich, die Literatur zu konsultieren (Publikation neueste Empfehlungen der EKIF ab dem 10. Oktober 2022).

Mit Fortbildungspunkten und viel neuem Wissen auf den Heimweg

Mit dieser detaillierten Einsicht in das Impfgeschehen rund um COVID-19 wurde der Refresher für den Fähigkeitsausweis FPH Impfen und Blutentnahme geschlossen und es machte sich eine zufriedene Aufbruchstimmung breit. Von unmittelbaren Zuhörer-Feedbacks zuversichtlich gestimmt, schwand die Anspannung im Organisationsteam der Freude über ein weiteres, geglücktes PharmaKey.ch-Symposium.